Die vergangenen Folgen der aktuellen Staffel von Star Trek Discovery haben mich bislang eigentlich begeistert. Die Storyline um eine mögliche Neuauflage des temporären Kalten Krieges, zeitreisende Engel, die Frage um Vorbestimmung oder göttliches Eingreifen war bislang ein sehr gewagtes Unterfangen gewesen und hat einige bemerkenswerte Folgen hervorgebracht. Charaktere wie Stamets oder Saru haben mich von Woche zu Woche begeistert und als vergangene Woche mein Lieblings-Cyborg Airiam starb, hatte ich schon die eine oder andere Träne im Auge gehabt… Aber um die aktuelle Folge zu analysieren, brauche ich erneut Unterstützung… Oh ja… es wird wieder Zeit für ein Review-Selbstgespräch…
Hey, glorreicher Reviewer. Wir haben uns einige Zeit nicht mehr gesehen. Alles ok bei dir?
Japp, kann nicht klagen.
Schon die neue Star Trek Discovery Folge gesehen?
Nein, du?
Na klar, ich bin Du aus der Zukunft!
Was? WTF?
Oh, hast du das noch nicht gewusst? Du hast die Folge noch nicht gesehen, aber ich schon, und das hier soll eigentlich eine Art Selbstgespräch sein, also kann ich nur aus der Zukunft stammen. Hast du nicht einen Anstieg von Tachyon Partikeln bemerkt, wenn ich immer in deiner Nähe bin?
Nein… aber jetzt, wo du es so sagst. Egal. Wie war denn die Folge? Findet die Crew jetzt endlich mal heraus, wer denn nun der Rote Engel ist?
Ja, innerhalb der ersten fünf Minuten.
Du willst mir also sagen, dass die wichtigste Frage der kompletten Staffel so plötzlich auf einmal beantwortet wird?
Geeeenau.
Und wie kommen die Disco-Leute auf diese Information?
Airiam wird in den ersten Minuten der Episode mit einem traditionellen Sternenflottenbegräbnis verabschiedet. Also das übliche: Toter Offizier wird in einen leeren Torpedo gelegt, Freunde und Captain halten kurze persönliche Reden und wird dann in den leeren Raum gefeuert. Ein intimer Moment für einen aussergewöhnlichen Charakter… aber fühlt sich irgendwie hier falsch an.
Wieso sagst du das?
Die Begräbniszeremonie ist direkt am Anfang der Folge und hat kaum Einfluß auf die kommende Handlung und wäre wohl am Ende der letzten Folge emotionaler gewesen, das hätte der guten Folge letzte Woche noch den letzten Schliff gegeben… aber so fühlt sich der Anfang der Folge recht zäh an… auch wenn Saru plötzlich anfängt zu singen.
Saru kann singen?
Anscheinend schon… auch wenn es wohl nicht Doug Jones selbst gewesen ist, der da gesungen hat… lass mich mal kurz auf Twitter nachlesen… oh es war tatsächlich Doug Jones… Ich nehm alles zurück. Für einen Moment hab ich schon gedacht, dass es Anthony Rapp gewesen sein könnte… aber…
Komm auf den Punkt!
Also. In den vergangenen Folgen wurde ja Airiam von einer Künstlichen Intelligenz aus der Zukunft umprogrammiert und übernommen. Sektion 31 hat auf einer Raumstation eine eigene KI installiert, die sich Control nennt. Erinnerst du dich noch an diese Bibliothekssphäre zu Beginn der Staffel?
Ja, hatte die nicht einen Informationsdump im Computer der Discovery hinterlassen?
Da hast du recht. Airiam hat nämlich ein Teil dieser Informationen Control übertragen wollen, wurde aber kurz vor dem Upload durch eine geöffnete Weltraumluke ins All gesaugt.
Eigentlich geblasen, aber red ruhig weiter.
Nerd! Also effektiv versucht ein Volk von Maschinenwesen aus der Zukunft das Universum zu vernichten.
Moment… Ist das nicht der Plot von Star Trek: Der erste Kontakt?
Öhm, jetzt, wo du das so sagst. Aber das scheinen wohl keine Borg zu sein… oder doch? Egal. Jedenfalls hat die Sektion 31 eine KI geschrieben, die eigentlich als Expertensystem funktionieren soll, um bei Entscheidungen zu helfen. Durch das Auftreten von Zeitreisen hat dann also die Control-KI seinen HAL9000-Moment erreicht und hat dann alle Leute auf der Forschungsstation umgebracht.
Ernsthaft?
Sagt zumindest Spock. Der hat sich das wohl ganz logisch durchdacht. Vermutlich.
Das macht 0 Sinn.
OK, du hast Recht. Ich hab keine Ahnung, was die da im Autorenraum geraucht haben. Jedenfalls scheint die Zukunfts-KI also sowohl Airiam als auch Control unter Kontrolle gebracht haben.
Du wolltest unbedingt diesen Wortwitz machen, ne?
Erwischt. Ich bin ja eigenlich auch der Meinung, dass die KI von einer Sektion 31-Abteilung namens Binary Organism Research Group entwickelt werden sollte.
Klingt kompliziert, die müssten mal an ihrem Namen arbeiten.
Oh, das war nur ein Witz von mir, da wurde keine Gruppe erwähnt. Ich habe nur das Gefühl, dass sie so genannt werden könnte in zukünftigen Episoden. Aber ich schweife ab. Airiams Gehirnspeicher ist derzeit gelöscht worden und auch der Speicherblock in der Sektion 31-Raumstation ist mittlerweile unbrauchbar gemacht worden. Sektion 31 hat zwar einen Control-Virenscan durchgeführt in der kompletten Infrastruktur, doch Control könnte sich irgendwo versteckt haben.
Ja, diese Computerviren können schon viel ausrichten heutzutage.
Und dann platzt Tilly in die Besprechung rein und sagt, dass Michael Burnham der rote Engel sei.
WAS?????
Ja, man hat noch nicht mal die eine Nachricht verarbeitet, und schon kommt Tilly vorbei und löst die grösste Frage der bisherigen Staffel einfach mal so auf. Irgendwie hat Tilly einen Scan von Airiams System gemacht (vor oder nach dem Löschen ihres Hirns sagt sie allerdings nicht) und hat in einem File, das von einem digitalen Parasiten hinterlassen…
Ein digitaler Parasit? Was zur Hölle ist denn das?
Ein digitaler Parasit halt. Ein Internet-Troll. Was weiß ich, Computerviren scheinen sich also in der Zukunft zu digitalen Parasiten zu entwickeln.
Oh Mann… red weiter…
Jedenfalls hat Tilly den Begriff „Projekt Daedalus“ gefunden.
Das waren doch Airiams letzte Worte vergangene Woche, richtig?
Da hast du recht. Und irgendwie war da noch ein Bio-Sample vorhanden gewesen, das mit Michael Burnham übereinstimmen soll.
Du meinst DNS?
Nö, Bio-Sample halt. Wahrscheinlich meinten sie tatsächlich DNS, aber CSI ist halt eine andere CBS Serie und nicht Star Trek Discovery. Anscheinend ist es aber ein 100% exakter Hinweis darauf, dass Burnham in der Zukunft auf die Idee kommen könnte in der Zeit herumzuspringen, um das Ende des Universums durch eine durchgeknallte Künstliche Intelligenz zu verhindern. Was noch die glaubhafteste Aussage dieser Folge sein sollte.
Klingt nicht gut, oder?
Es wird noch seltsamer. In der Nähe der Discovery enttarnt sich nämlich ein Schiff der Sektion 31. Admiral Caldwell empfängt Leland im Transporterraum und erwähnt in einem Halbsatz, dass die Discovery nicht mehr gesucht werden würde.
Wirklich? Die Idee, dass die Discovery von der halben Sternenflotte gejagt werden würde, war spannend.
Ja, aber anscheinend scheint die Jagd auch schon wieder zu Ende zu sein nach der letzten Folge.
Und was ist mit der Generellen Order Nr. 7 vom letzten Mal? So von wegen Todesstrafe und so?
Ja, das kommt erst in The Menagerie wieder vor.
Argh. So viel zum Thema langfristige Storylines.
Ach ja, Imperatorin Georgiou ist auch dabei. Im Besprechungsraum weisen dann einige Offiziere darauf hin, dass die KI den roten Engel durch ein kurzzeitig geöffnetes Wurmloch verfolgen könnte, um dann in der Gegenwart sich ausbreiten zu können, also wie bei der Folge mit dem Shuttle in der Zeittasche letztens. Und dann sagt Leland, dass Sektion 31 seit 20 Jahren an Zeitreisen arbeiten würde.
The Fuck? Die arbeiten an was?
Dieses Projekt Daedalus ist eigenlich das Sektion 31-Forschungsprojekt um Zeitreisen zu erforschen, weil das gerade die Klingone versuchen sollen.
Wus? Meinen die das ernst? Klingonen sind nicht gerade dafür bekannt die besten Forscher zu sein!
Anscheinend hatten die wohl doch einen etwas fähigen Entwickler gehabt. Ach ja, und dieses Projekt Daedalus soll dieses Projekt um einen zeitreisenden Anzug herum konstruiert haben, um bei einem temporalen Rüstungswettlauf den Vorsprung zu bewahren.
War der Rüstungswettlauf nicht Teil des Kalten Krieges?
Ja, aber den temporalen Kalten Krieg gab es doch schon einmal, also braucht man den nicht nochmal… und irgendwie scheinen die Player auch nicht aus anderen Jahrhunderten zu stammen… bis auf die Killer-KI aus der Zukunft.
Ja, was wäre, wenn die Killer-KI aus einer Zukunft stammen würde, in der die Borg das komplette Universum assimiliert hätte und die einzige Möglichkeit das Universum vor den Borg zu schützen, ist das Universum zu vernichten…
Uh, deine Idee macht mehr Sinn als die gesamte Folge… vermutlich läufts aber auf eine Origin-Story der Borg hinaus, wenn ich mir die letzten Folgen ansehe… aber egal. Die Idee, die jetzt alle im Raum haben, ist das nächste Auftauchen des roten Engels vorherzusagen und einzufangen.
Moment. Macht das überhaupt Sinn? Wenn Burnham jetzt plant, ihr zukünftiges Ich einzufangen, müsste das zukünftige Ich dann nicht auch bereits wissen, was sie da erwartet?
Japp. Da hast du vollkommen recht. Ich hab schon viele Zeitreise-Folgen gesehen, und das hier ist die mit Abstand seltsamste.
Und wie soll Zukunfts-Burnham eingefangen werden?
Mit einer Riesen-Mausefalle. Der Anzug öffnet kleine Mini-Wurmlöcher in Raum und Zeit, behält aber dabei einen Anker in der Zukunft, um sich daran schnell wieder in die eigene Zeit zurückziehen zu können. Ach ja, und diese Zeitkristalle, die Harry Mudd in der letzten Staffel geklaut hat, betreiben auch noch irgendwie diesen Zeitreise-Iron Man-Anzug. Und mit ein wenig Anstrengung kann man den Zeitkristall ausschalten und die Verbindung zum Anker in der Zukunft kappen.
Zeitkristall klingt nach Dr. Strange’s Zeitstein, oder?
Ja, aber irgendwie ist derzeit das MCU mit dem Quantenraum glaubhafter als das, was da grad auf der Disco abgeht. Manchmal wünschte ich mir, dass ich mit einem Infinity Gauntlet eine bessere Handlung herbeischnipsen könnte. Allerdings ist die Szene, in der dies erzählt wird wegen etwas anderem genial.
Was denn?
Kommst du nicht drauf. Imperatorin Georgiou flirtet die ganze Zeit mit Stamets und hat einen interessierten Blick, als Dr. Culber den Raum betritt, der einen ziemlich gut geschnittenen Anzug trägt. Sie bemerkt irgendwie, dass Stamets immer mehr zurückweicht und sich unwohl in dieser Situation fühlt. Irgendwann wird es selbst Culber zu viel und weist Georgiou darauf hin, dass Stamets eigentlich schwul ist. Laut Georgiou war der Spiegel-Stamets aber pansexuel gewesen und beide sollen angeblich „DEFCON-level“ viel Spaß miteinander gehabt haben…
*liegt auf dem Boden vor Lachen*… Das… ist nicht deren Ernst… lolololol.
Und nicht nur Spiegel-Stamets, sondern auch Spiegel-Culber, den sie dann auch noch Papi aus irgendeinem Grund nennt und verlässt dann den Raum. Tilly, die die ganze Zeit vollkommen fehl am Platz in der Situation ist, äussert dann die Frage, die sich wahrscheinlich in dem Augenblick alle Star Trek Fans fragten: „Was war denn das für ne Nummer?“
OK, das bestätigt, dass die Autoren irgendwelche Pilze genommen haben. WTF?
Nun ja, dann folgt eine Szene, in der sich Commander Nhan noch mit Burnham über ihren Einsatz in der vergangenen Folge bedankt. Im Verlauf der Folge fühlte sich die Szene irgendwie kurz und falsch platziert an und hätte eigentlich in die letzte Folge gepasst.
Das sind aber doch schon mehrere Szenen, die nach deiner Ansicht fehl platziert sind, kommen da noch mehr?
Ja, da ist noch eine später. Aber da kommen wir gleich dazu. Leland und Saru haben dann noch ein kurzes Gespräch, in der Saru Leland sein Misstrauen äussert. Danach betritt Burnham den Raum und fordert von ihm weitere Informationen… dieser erzählt dann, dass er ihre Eltern gekannt hätte.
Das hat er bereits vor einigen Folgen gesagt. Was gibt es da neues zu erzählen?
Die Eltern sollen Projekt Daedalus für Sektion 31 entwickelt haben und sollen dann dort gestorben sein. Sie sollen die Idee gehabt haben, dass technologische Sprünge das Resultat von Zeitreisen gewesen seien sollen und sollen dann den Anzug konstruiert haben. Dafür haben die dann einen Zeitkristall benötigt (der dann irgendwie von Qo’Nos geklaut wurde) und eine starke Energiequelle wie eine Supernova. Burnham hat bis dahin im Glauben gelebt, dass sie der Grund war, wieso ihre Eltern zur Supernova geflogen wären und dann dort starben, nachdem die Klingonen sie gefunden haben (wegen geklaute Zeitkristalle und so).
Ist das nicht die gleiche Hintergrundgeschichte der Eltern von Peter Parker in der Amazing Spider-Man-Reihe?
Eigentlich schon, aber hier macht das Ganze noch weniger Sinn. Das merkt dann auch Burnham und schlägt Leland danach die Nase blutig.
Hui. Müsste sie dann nicht ne Disziplinarstrafe kriegen?
Nope. Interessiert keine Sau. Lelands Nase müsste mindestens angerissen, wenn nicht sogar gebrochen sein, und müsste damit schnell zur Krankenstation… aber im Verlauf der Folge gibt es keine Folgen aus der Szene.
Bisher hat die Serie so viel richtig gemacht, und irgendwie scheint Discovery im Verlauf einer Folge alles über den Haufen zu werfen. Ich bin froh, dass ich diese Folge nicht gesehen hab… oh… wieso wirst du durchsichtig? Wieso verschwindest du? Oh… du bist mein Zukunfts-Ich, ich muss diese Folge irgendwann ja schauen, damit du existieren kannst… Ah. Da bist du wieder voll da.
BIST DU WAHNSINNING? WIESO WILLST DU MICH UMBRINGEN? Nur weil du eine bessere Zeitlinie willst, in der du die Folge nicht gesehen hast? TU MIR DAS NIE WIEDER AN.
OK, OK. Ist ja schon gut. Ich guck ja die Folge.
Ich wusste aber, dass du das machen würdest. Weil ich diese Situation ja aus deiner Perspektive bereits gesehen habe.
Ja, und wieso macht Burnham das nicht?
Oh, ich würde wohl dann den bösen Twist am Ende spoilern.
Du spoilerst doch hier eh schon alles…
Ja, aber das ist halt der harte Twist der Folge, und erstmal muss ich den Rest der Handlung erklären. Also: Zuerst einmal haben Admiral Caldwell und Dr. Culber ein Vier-Augen-Gespräch, weil Caldwell früher Psychologin gewesen ist… wegen seinem Wiedergeburtstrauma halt.
Irgendwas wichtiges in der Szene?
Eigentlich nur, dass es mehr schwarze Anzüge bei Star Trek geben muss. Normalerweise haben Privatpersonen immer nichtssagende Jumpsuits an, die eher wie Schlafanzüge aussehen. Culber sieht in dem Anzug aus wie ein Hugo Boss-Männermodel auf Chris Hemsworth Niveau. Ach doch. Eine Sache ist wichtig: Caldwell definiert Liebe wie folgt: Liebe ist eine Entscheidung, die man wieder und wieder trifft… und dann noch so einen Spruch wie „Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht“… oder so ähnlich.
Das war aus „1,2 oder 3“!
Und du siehst aus wie Elton! Vielleicht war es auch etwas mit einem Weg, den man gehen muss. Egal. Danach versucht Burnham ihren Frust im Raumschiff-Gym rauszulassen und prügelt auf einen futuristischen Sandsack ein, während Spock das Gespräch mit ihr sucht. Selbst er ist der Meinung, dass die aktuellen Entwicklungen keinen logischen Sinn ergäben…
Selbst Spock gibt es also zu.
… ja, und er hätte Leland wohl auch verprügelt, wenn er in ihrer Situation gewesen wäre… und nach mehreren Minuten akzeptiert er Burnhams Entschuldigung…
Die Entschuldigung Burnhams aus der Talos IV Folge?
Jupp. Hat nur 2-3 Folgen gebraucht, bis Spock darüber nachgedacht hat.
Das kommt doch viel zu spät.
Ich hab doch gesagt, dass viele Szenen irgendwie in andere Folgen gehören. Aber das war nicht der einzige Grund, wieso Spock sich nun mit Burnham ausspricht: Denn die statistische Varianz soll laut Spocks Analyse Burnham selbst sein.
Und was soll das denn nun wieder heißen?
Nun, sie können zwar nicht mit genauer Sicherheit sagen, wo und wann der Engel auftauchen würde, aber er hat eine persönliche Bindung zu Burnham…
… weil es ja auch Burnham ist…
Ja, und wenn Burnham in Lebensgefahr ist, kann der rote Engel getriggert werden und versucht dann Burnham zu retten.
Oh, ich glaub ich weiß, worauf das hinaus läuft…
Wenn du meinst, dass sich Burnham in Lebensgefahr bringt, nur um den roten Engel zu rufen… dann hast du recht.
Ja, und wenn Burnham sterben sollte, kann der rote Engel nicht mehr vorbeikommen…
Du hast vollkommen recht. Alle Sternenflottenoffiziere der Discovery gehören in eine Raum-Zeit-Schulung. Das, was die da vorhaben ist einfach raum-zeit-technisch gesehen fahrlässig.
Und wie kann Burnham eigentlich sich selbst in der Vergangenheit vor einem Monster auf Vulkan retten?
Spock winkt das mit dem Hinweis auf das Großvaterparadoxon ab.
Ernsthaft?
Natürlich. Spocks Logik ist derzeit eh ausser Betrieb, wie er vorher ja schon zugegeben hat. Mittlerweile sind die derzeit so am Rätseln, dass sie sich fast schon für temporale Flach-Erde-Erklärungen erwärmen können. Jedenfalls will sich Burnham auf dem Planeten langsam umbringen lassen, damit der rote Engel vorbeikommt und Burnham nicht zu einem toten roten Engel wird.
Dein Wortspiel ist kacke.
Ja, da hast du recht.
Und was sagt Pike dazu?
Der ist nicht besonders davon begeistert, muss aber dann doch zustimmen. Burnham soll also auf einer Station auf Essof Vier der Atmosphäre ausgesetzt werden, die für Menschen innerhalb 2 Minuten tödlich wirkt. Und zwar exakt 2 Minuten. Keine 1 Minute 59 oder 2 Minuten und 2 Sekunden, sondern genau 120 Sekunden.
Das klingt übertrieben und unglaubwürdig präzise.
Es gibt sogar einen Countdown später.
Oh mein Gott.
Ich mein, die reiten die ganze Folge auf Statistiken und Varianzen herum, aber an der Stelle muss ein Mensch auf der Atmosphäre nach genau 2 Minuten tot sein. Wieso auch immer. Jedenfalls installieren die Disco-Leute ihre Mausefalle, die eigentlich aus einem halben Dutzend Satellitenschüsseln besteht, sowie einem recht spartanisch aussehenden Stuhl, an den Burnham gefesselt werden soll. Der heiße Stuhl also.
Wieso hast du eine Referenz zu einer alten RTL Show gebracht, an die sich nur ältere Semester der Leser hier erinnern werden?
Weil der Stuhl so ähnlich aussieht und Burnhams Haut von der Atmosphäre weggebrannt wird?
Hilfe. Klingt heftig.
Ja, es kommt noch besser. Spock erinnert die Crew noch einmal dran, dass mit Burnhams Tod nicht nur sie, sondern auch das komplette Universum mit ihr sterben würde…
Weil man es nun nie mehr verhindern könnte, was die Zukunfts-KI da machen wird?
Nochmal. Spock hat ja schon zugegeben, dass das hier alles keinen logischen Sinn machen würde… also macht er einfach mit bei dem Spiel, ok?
Hat Burnham noch wenigstens ein paar letzte Worte?
Ja, sie spricht sich mit Ash aus (der jetzt übrigens wieder normal auf der Disco herumlaufen darf) und küsst ihn dann.
Uh. Beginnt das schon wieder?
Ja, es geht sogar so weit, dass Ash ihr kurz vor Beginn der Selbstmordaktion via Intercom vermutlich seine Liebe beichten wollte… und wird von Burnham mit einem lapidaren „Ja, ich weiß, Ash“ unterbrochen.
Also so wie Han Solo in „Empire Strikes Back“
Ja, aber das Zitat wirkt hier leicht fehl am Platz. Ebenfalls fehl am Platz ist die Szene als eine blonde Offizierin, Lieutenant Nilsson, den Platz von Airiam einnimmt, kurz bevor die Aktion beginnt.
Wieso das?
Weil die blonde Offizierin von Sara Mitich gespielt wird, die in der ersten Staffel Airiam verkörpert hat, bevor sie dann in der 2. Staffel durch Hannah Cheesman ersetzt wurde. Der Platz von Airiam wird also von Airiam übernommen.
Oooooookayyyy?
Ja, das ist ein sehr übler Insider und die ganze Szene ist Awkward AF.
Die brauchen wohl echt nen neuen Schneider.
Ja, oder bessere Autoren. Dann beginnt aber trotz allem die Aktion. Alle Disco-Offizier tragen eng-anliegende Raumanzüge, die im Verlauf der kommenden Aktion aber nicht eingesetzt werden. Sieht aber trotzdem irgendwie cool aus. Burnham setzt sich dann also auf den heißen Stuhl und wird erst einmal angekettet. Und dann gehts auch los. Die Lebenserhaltungssysteme werden ausgeschaltet und Burnham wird langsam verkokelt. Georgiou will ihr helfen und sie aus der Situation rausnehmen… Doch Spock stellt sich mit einem Phaser vor sie und hindert sie daran.
Spock hat wirklich einen Dachschaden erhalten, oder?
Ja, er scheint irgendwo beim Schreien von Burnham ein „Varianz“ gehört zu haben. Irgendwann tickt die Uhr dann auch wirklich herunter (Zugegeben, ich habe mir die Szene mit Stoppuhr angeschaut, und sie dauert in Wirklichkeit sogar 2 Minuten und 45 Sekunden, bevor die Uhr runtertickt), und Burnham hängt leblos auf dem Stuhl herum.
Oha. War das das Ende von Michael Burnham?
Natürlich nicht. Denn der rote Engel taucht dann tatsächlich auf. Das Sektion 31 Schiff versucht das Wurmloch zu schließen und der rote Engel erscheint vor Michael Burnham. Ein großer roter Strahl belebt Burnham wieder und die Falle wird aktiviert. Auf dem Sektion 31 Schiff will Leland die Schutzmechanismen deaktivieren und schaut dabei in ein Retina-Scan-Teil hinein.
Ging das vor einigen Episoden nicht einfacher, als die Discovery halb im Sporenraum gehangen hatte?
Ja, Konsistenz ist nicht die beste Eigenschaft von Disco. Aber hier schaut Leland nur in dieses Scan-Gerät hinein, damit seine Augen durch eine lange Nadel durchstoßen werden können.
WTF?
Ja, der erste Plot-Twist halt. Anscheinend hat die Control-KI wohl irgendwie an Bord des Sektion 31-Schiffs überlebt. Und Leland vielleicht nicht. Die KI hat nämlich kurz vor dem Anschlag Lelands Stimmmuster übernommen und spricht nun via Intercomm mit Lelands Stimme.
Oh Mann. Kommt da noch mehr?
Wahrscheinlich in der nächsten Folge. Auf der Planetenoberfläche wird das Lebenserhaltungssystem wieder aktiviert und der Anzug des roten Engels wird mit einer gezielten EMP-Ladung lahmgelegt. Eine weibliche Person fällt aus dem Anzug heraus… und es ist Burnhams Mutter.
WAS? Ich dachte es wäre Burnham… wegen biologischer Übereinstimmung und so.
Ja, irgendwie scheint ihr DNS-Tester nicht so recht zu funktionieren. Culber hat wohl wieder zu viele Podcasts gehört und hat sich dann mit einem Rabattcode einen DNS-Tester aus dem Internet bestellt…
Oh Mann. Vielleicht soll ich die Folge doch nicht schauen… Moment mal, wieso verschwindest du nicht mehr?
Ich bin eigentlich deine Mutter…
Fazit
Im Grunde war die gesamte Folge eine Filler-Episode, die mit mehreren Gamechanger-Momenten bestückt ist: Burnham soll der rote Engel sein… ist es aber dann später doch nicht. Der rote Engel wird zwar gefangen, doch die gesuchte Person ist eigentlich Burnhams verstorben geglaubte Mutter. Dazwischen gibt es viele Charakter-Momente, die irgendwie deplatziert sind… und eigentlich größtenteils Entschuldigungen. Spock entschuldigt sich bei Burnham, Leland bei Burnham, Commander Nhan bei Burnham, Ash bei Burnham, Burnham bei Ash und Culber bei Stamets (auch wenn dies nicht der richtige Moment dafür gewesen ist). Eigentlich müsste die Folge „Die große Entschuldigungsparade“ heißen. Aber das ist vermutlich ein Nachteil einer durchgehenden Storyline: Fragen, die mehrere Episoden lang offen im Raum stehen, werden plötzlich aufgelöst und Charaktermomente passieren einfach, nachdem sich viel Wut, Liebe oder alles andere aufgestaut hat und anstatt dass diese Szenen sich als hart erarbeitet anfühlen, sind viele Szenen in dieser Folge aufgesetzt und passieren fast schon zufällig und nebenbei. Im Vergleich zu den vorherigen Folgen leider ein deutlicher Schritt zurück und mit mehreren Plot-Twists, die wahrscheinlich die bisherigen Discovery-Kritiker wieder auf die Palme bringen wird. Die bisherigen Folgen haben eine der faszinierendsten Storylines der Star Trek Geschichte hervorgebracht… wollen wir hoffen, dass dies nur ein kleiner Ausrutscher gewesen ist. Außerdem wird interessant werden, ob und wie Control sich in Zukunft ausbreiten wird…